Wann wird das Schreien des Babys als Kolik angesehen?

Ein ansonsten gesundes Baby, das mehr als drei Stunden pro Tag, an mindestens drei Tagen pro Woche, über mindestens eine Woche hinweg untröstlich schreit oder kämpft, könnte an Koliken leiden. Diese sogenannte „Dreierregel“ wurde ursprünglich von Dr. Morris Wessel bereits in den 1950er Jahren definiert – damals noch mit einer Dauer von drei Wochen. Heute genügt bereits eine Woche mit typischen Symptomen, um von Säuglingskoliken zu sprechen.
Das Schreien muss dabei nicht durchgängig sein, sondern wird über den Tag verteilt gezählt. Häufig tritt es am späten Nachmittag oder Abend auf und ist für Eltern emotional wie körperlich extrem belastend.
🍼 Was sind Koliken eigentlich – und was nicht?
Koliken sind keine Krankheit, sondern ein Zustand. Der Begriff beschreibt ein anhaltendes Weinen ohne klare Ursache. Das Baby ist gesund, wächst normal, trinkt gut – doch es schreit untröstlich. Häufig wird vermutet, dass unausgereifte Verdauung, ein überfordertes Nervensystem, oder auch emotionale Überreizung eine Rolle spielen.
👉 Neuere Forschung vermutet:
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Eine veränderte Darmflora (Mikrobiom) könnte beteiligt sein.
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Auch versteckte Refluxbeschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Kuhmilcheiweiß) oder Spannungsmuster im Körper (z. B. nach schwieriger Geburt) können Kolik-Symptome verstärken.
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Zudem wird der Zusammenhang mit dem hochsensiblen Nervensystem des Säuglings zunehmend diskutiert – viele betroffene Babys sind später sehr wache, sensible Kinder.
🤲 Was kann helfen?
Wenn Sie den Verdacht auf Koliken haben, gilt:
Zögern Sie nicht – holen Sie sich Hilfe.
Denn: Auch wenn Koliken medizinisch „harmlos“ sind, leiden Kind und Eltern oft sehr stark darunter.
💡 Hier einige Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben:
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Konsultation eines Kolikbehandlers, z. B. Kinderosteopath:in, Cranio-Sacral-Therapeut:in oder erfahrene Hebamme.
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Sanfte Bauchmassagen, Wärme (z. B. Körnerkissen) und Tragen im Tuch können Linderung verschaffen.
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Stillende Mütter können versuchen, für einige Tage blähende Lebensmittel oder Kuhmilchprodukte wegzulassen.
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Manche Familien berichten von Besserung durch Probiotika (z. B. Lactobacillus reuteri) – bitte immer mit Kinderarzt/Kinderärztin abklären.
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Regelmäßige Ruhephasen ohne Reize, gedämpftes Licht, und Nähe helfen dem Baby, zur Ruhe zu kommen.
Und nicht zuletzt: Es liegt nicht an Dir. Koliken sind kein Zeichen dafür, dass du etwas falsch machst. Manchmal braucht es einfach Zeit – und Unterstützung
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